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Nuit et brouillard | Nacht und Nebel | Der Krieg schlummert nur | 29. April 1956 |
Speichern: [mp4 - 168.6 MB] -- Sparte: Videocast - UID: 19560429
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Text des Kommentars aus NACHT UND NEBEL
Nacht und Nebel | Der Filmkanon | bpb.de
von Jean Cayrol,
deutsche literarische Übersetzung von Paul Celan
Während ich zu euch spreche, dringt das Wasser in die Totenkammern; es ist das Wasser der Sümpfe und Ruinen, es ist kalt und trübe – wie unser schlechtes Gedächtnis.
Der Krieg schlummert nur.
Auf den Appellplätzen und rings um die Blocks hat sich wieder das Gras angesiedelt.
Ein verlassenes Dorf – noch unheilschwanger.
Das Krematorium ist außer Gebrauch, die Nazimethoden sind aus der Mode.
Diese Landschaft: die Landschaft von neun Millionen Toten.
Wer von uns wacht hier und warnt uns, wenn die neuen Henker kommen? Haben sie wirklich ein anderes Gesicht als wir?
Irgendwo gibt es noch Kapos, die Glück hatten, Prominente, für die sich wieder Verwendung fand, Denunzianten, die unbekannt blieben; gibt es noch alle jene, die nie daran glauben wollten – oder nur von Zeit zu Zeit.
Und es gibt uns, die wir beim Anblick dieser Trümmer aufrichtig glauben, der Rassenwahn sei für immer darunter begraben, uns, die wir dieses Bild entschwinden sehen und tun, als schöpften wir neue Hoffnung,
als glaubten wir wirklich, daß all das nur einer Zeit und nur einem Lande angehört, uns, die wir vorbeisehen an den Dingen neben uns und nicht hören, daß der Schrei nicht verstummt.
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Quelle:
Jean Cayrol, „Nacht und Nebel. Kommentar zum Film von
Alain Resnais“ in der Übersetzung von Paul Celan, aus:
Paul Celan, Gesammelte Werke in sieben Bänden, Band 4:
Übertragungen I. © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1983.
Nacht und Nebel | Der Filmkanon | bpb.de